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Cranz - am Strand

153. Preußische Tafelrunde

„Unser Vermächtnis bewahren“

Dr. Georg Müller, der neu gewählte Erste Landesvorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg, konnte bei der traditionsreichen Veranstaltung zahlreiche Gäste begrüßen, die wie in den vergangenen Jahren im schönen und gastfreundlichen Parkhotel in Pforzheim stattfand. Dr. Christoph HinkelmannSie alle waren gekommen, um die Erinnerung an Ost- und Westpreußen wachzuhalten und dem eindrucksvollen Vortrag von Dr. Christoph Hinkelmann zuzuhören. Besonders erfreulich: Der Besucherrückgang, der in den vergangenen Jahren zu beobachten war, konnte gestoppt werden. Die Trendwende ist also geschafft!

Zunächst stellte Helga Ruhnke, die „elder stateswoman“ der Ostpreußen in Baden-Württemberg, den anwesenden Gästen Herrn Dr. Müller als neuen ersten Landesvorsitzenden der Landsmannschaft Ostpreußen vor. Dr. Müller, der auch die 153. Preußische Tafelrunde organisiert hat, würdigte seine Vorgänger: Herrn Werner Buxa, der die Tafelrunde im Jahre 1966 aus der Taufe gehoben hatte, und Herrn Heinz R. Müller, der sie fortgeführt hat. Einen ganz besonderen Dank in Form eines lang anhaltenden Applauses sandten die Gäste an Uta Lüttich, die die Preußische Tafelrunde viele Jahre lang mit viel Herzblut organisiert hatte und dies nun leider gesundheitsbedingt nicht mehr machen kann. Ganz besonders begrüßte er Frau Ursula Schack, die trotz ihrer 99 Jahre die Vorbereitung der diesjährigen Tafelrunde tatkräftig unterstützt hatte.

Zu Beginn erzählte Dr. Müller, wie ihn nach dem Versand der Einladungen ein alter Ostpreuße angerufen hat, mit großem Bedauern erzählte, dass er aufgrund seines Alters nicht mehr kommen könne, und dann sagte: „Bitte bewahren Sie unser Vermächtnis!“

„Genau darum geht es bei der Preußischen Tafelrunde“, so Dr. Müller. Er ging in seiner Rede auf die unterschiedlichen Traditionen Preußens ein, zu denen auch das Militärische gehört. Zur preußischen Tradition zählen aber auch Toleranz, ganz besonders in religiösen Fragen, ebenso wie das Bollwerk der Demokratie, das Preußen während der Weimarer Republik gewesen war, und die vielen entschlossenen Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, die in der preußischen Tradition standen. Auch dieses preußische Erbe gilt es zu bewahren.

Der neue Landesvorsitzende blickte aber nicht nur zurück, sondern auch voraus. Es dürfe nicht sein, dass die Verbindung Deutschlands mit Ostpreußen mit denen ende, die dort gelebt haben: „Preuße kann man auch sein, wenn man die Werte teilt und sich dem Land verbunden fühlt“. Es gelte, die Fackel der Erinnerung leuchten zu lassen und an die nächste Generation weiterzureichen. Die Landesgruppe Baden-Württemberg sei dabei, genau diesen Umbruch erfolgreich zu gestalten.

Der Veranstaltung wurde durch die Musikschule Pforzheim eine festliche und würdevolle Note verliehen. Der Leiter der Musikschule, Herr Andreas Michel, ließ es sich nicht nehmen, neben Schülern der Musikschule die Veranstaltung selbst musikalisch zu begleiten.

Im Mittelpunkt des Abends stand die Rede von Herrn Dr. Christoph Hinkelmann. Dr. Hinkelmann, der bis zu seiner Pensionierung den naturkundlichen Bereich am Ostpreußischen Landesmuseum leitete, war eigens aus Lüneburg angereist. Seine vom ihm gesammelten „Farbbilder aus Ostpreußen vor 1945“ sind ein bewegendes Zeugnis der Welt, der wir uns so verbunden fühlen.
Zunächst zeigte er Bilder von Königsberg, darunter u.a. Fotos eines fast vergessenen Luftangriffs der Roten Armee zu Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion. Zu sehen war auch die einst größte Buchhandlung Europas am Paradeplatz, sowie Bilder vom Samland, wohin die Königsberger am Wochenende in die Sommerfrische fuhren, und vom mondänen Seebad Cranz. Andere Bilder entführten die Gäste der Tafelrunde in das unvergleichliche Dort Rossitten auf der Kurischen Nehrung, wo die erste Vogelwarte der Welt beheimatet war. Dabei erwähnte Dr. Hinkelmann auch, dass der Storch, das Wappentier des NABU, ostpreußische Wurzeln hat. Er zeigte auch Bilder von Nidden, wo Thomas Mann des Öfteren im Urlaub weilte, sowie von einem Denkmal in Allenstein, das an die Abstimmung im Jahre 1920 erinnerte, und 1945 beseitigt wurde.

Fischerkähne am Kurischen Haff
Fischerkähne am Kurischen Haff

Zu sehen waren auch Bilder von Trakehnern, dem Fischfang und einer Kleinbahn. Einige Fotos zeigten auch das Jagdhaus Rominten, wo Kaiser Wilhelm II. ein Jagdschloss errichten ließ. Es diente ihm als Rückzugsort und zeigte seine Verbundenheit mit der Region und der Jagd.
Dr. Hinkelmann erinnerte auch daran, dass in Ostpreußen einst eine großartige Bienenkultur blühte ebenso wie die Taubenzucht, das „Rennpferd des kleinen Mannes“, wie Dr. Hinkelmann es formulierte.
Die Besucher der 153. Preußischen Tafelrunde dankten Herrn Dr. Hinkelmann für diese einmaligen (im wahrsten Sinne des Wortes) Einblicke in das Leben Ostpreußens mit langanhaltendem Beifall.

Die Veranstaltung schloss mit dem Ostpreußen- und dem Deutschlandlied, gemeinsam gesungen von den Besuchern, auf unglaublich schöne Weise auf der Trompete begleitet von Andreas Michel.

Vieles an diesem Abend wird den Gästen der 153. Preußischen Tafelrunde in Erinnerung bleiben. Einen emotionalen Höhepunkt gab es ganz unerwartet, als eine ältere Dame bei einem der Bilder, die Herr Dr. Hinkelmann zeigt, plötzlich von ihrem Stuhl hochfuhr, die Arme hochwarf und rief: „Das ist mein Elternhaus!“

Dieses Vermächtnis gilt es zu bewahren!
Dr. Georg Müller

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Dieter Hirsch

    Tolle Fotos, insbesondere auf der Seite Elch + Fotogalerie. Ich hoffe, es gibt in nächster Zeit noch weitere alte Aufnahmen zu bestaunen.

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